In "lebensbedrohlichen" Situationen reagiert der Mensch instinktiv mit drei Überlebensstrategien: Kampf, Flucht oder Erstarrung. Bleibt ein Organismus längere Zeit in dieser Unbeweglichkeit, ist die eingefrorene Energie gehindert sich zu entladen. Das Trauma bleibt im Nervensystem gebunden. Als Folge davon können auch erst nach Jahren Krankheiten oder Symptome auftreten.
Tiere in freier Wildbahn sind zwar häufig lebensbedrohlichen Gefahren ausgesetzt, werden jedoch nicht nachhaltig traumatisiert, da sie über angeborene Mechanismen verfügen, die es ihnen ermöglichen, die hohe, im Überlebenskampf mobilisierte Stress-Energie wieder abzubauen. Zwar sind wir Menschen mit grundlegend gleichen Regulationsmechanismen ausgestattet, doch wird die Funktionsfähigkeit dieser instinktgeleiteten Systeme häufig durch den "rationalen" Teil unseres Gehirns gehemmt und außer Kraft gesetzt.
Dies kann dazu führen, dass die vom Körper im Alarmzustand bereit gestellte Überlebensenergie vom Nervensystem nur unvollständig oder verzögert aufgelöst wird. Der Organismus reagiert in der Folge weiterhin auf die Bedrohung der Vergangenheit. In diesem Falle sind die in der Gegenwart zu beobachtenden Reaktionsweisen, Verhaltensmuster, Überzeugungen, Gedanken und Gefühle der Person oft noch mit den erschreckenden Erfahrungen der Vergangenheit gekoppelt.
Mit Somatic Experiencing (SE) wird über das Gespräch auf der Empfindungsebene gearbeitet. Die Lenkung der Aufmerksamkeit auf die Körperwahrnehmungen verschafft einen besseren Zugang zu sich selber und zu den stärkenden Ressourcen, die zur Zeit des überwältigenden Ereignisses fehlten. Durch die Nutzung dieser körpereigenen Ressourcen kommt es zur Wiederherstellung des Gleichgewichtes, zum Vordringen zu den natürlichen Selbstheilungskräften, welche die tief verankerten Nachwirkungen von Trauma zu
heilen vermögen.
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